Wenn du also ein verschlossenes oder verwundetes Herz spürst – gut. Lass es verschlossen oder verwundet sein. Spüre einfach wie es sich anfühlt, ohne es anders haben zu wollen. Drücke dein „Ich“ nicht dort hinein, denn dieser Raum gehört nicht dir. Es ist ein ganz natürlicher Prozess, wie ein Sonnenaufgang oder das Erblühen einer Blume. Erlaube dem Schmerz sich zu entfalten und lass ihn erblühen sodass er eines Tages saftige Früchte des Mitgefühls tragen kann.
„Die Heilung des Schmerzes liegt verborgen im Schmerz“
Rumi
Man braucht ein wenig Praxis und Übung um mitzubekommen, wo man sich in den natürlichen Fluss des Lebens einmischt und mit dem Denken in immer tiefere Bereiche eindringt.
Das Ego nutzt jede Möglichkeit, um diese Herzöffnung zu verhindern und es gibt sich auch nach der Herzöffnung nicht geschlagen. Es wird alles versuchen, um die Kontrolle über dein Herz zurückzugewinnen.
Die Erfahrung einer Herzöffnung, wenn plötzlich die ganze Welt in Liebe getaucht ist, das Licht aus dir und allen Dingen heraus leuchtet und das Leben wieder einen Sinn ergibt, ist so überwältigend, dass es manchmal schwerfällt damit im Alltag umzugehen.
Denn in diesem Zustand kannst du dich selbst nicht mehr belügen. Wenn du es doch versuchst, spürst du es unmittelbar und schmerzvoll in deinem Herzen.
Du erkennst, dass dein bisheriges Leben das Resultat eines verschlossenen Herzens ist und nur mit einem geschlossenen Herzen so weitergelebt werden kann. Um weiterzumachen wie bisher müsstest du dein Herz betrügen.
Vielleicht bemerkst du, dass du deinen Partner nicht liebst und es dir schadet, lieblose Beziehungen aufrechtzuerhalten. Vielleicht kannst du deinen Beruf nicht mehr ausüben, den du aus rationalen Gründen gewählt hast und der nirgends deine Herzenswahrheit, deine Leidenschaft und tiefere Einsicht reflektiert. Eventuell bricht dein Freundeskreis weg und die neuen Freunde, die zu deiner neuen Schwingung passen, hatten noch nicht genügend Zeit, dem Ruf deines Herzens zu folgen.
Dein bisheriges Leben entgleitet dir und deine Fähigkeit zur Hingabe entwickelt sich gerade jetzt erst.
Die Herzöffnung gibt es nicht zum Nulltarif.
Wir können diese wahrhaftige Liebe nicht kontrollieren. Je mehr wir ihr erlauben, durch uns zu strömen, desto mehr übernimmt sie unser Leben.
Doch wohin wird sie uns führen?
Sind wir stark genug?
Sind wir bereit, diesen Preis zu bezahlen?
Vielleicht kommen erste Zweifel auf, da es fast unmöglich erscheint, mit einem offenen Herzen zu leben.
„Unsere tiefste Angst ist es nicht, ungenügend zu sein.Unsere tiefste Angst ist es, dass wir über alle Maßen kraftvoll sind.Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, das wir am meisten fürchten“Nelson Mandela
Eine Herzöffnung ist nicht selektiv, nicht auf die angenehmen Gefühle beschränkt. Die Tür des Herzens öffnet sich grundsätzlich für alle Gefühle, die das Herz empfinden kann und mit dem Licht steigt immer auch der Schatten nach oben.
Nach der glückseligen Anfangsphase voller Licht und Liebe wird die Sicht klarer und erblickt auch die noch unerlösten Muster, all die Ursachen des einstigen Verschlusses. Scham, Schuld, Angst oder Selbstablehnung sind immer noch da und warten darauf, angeschaut und erlöst zu werden.
Diese Phase scheint das genaue Gegenteil der Herzöffnung zu sein. Nicht wenige glauben, sie hätten sie wieder verloren und geben sich selbst die Schuld dafür. Sie fangen an mit dem Kopf nach den Ursachen ihres Versagens zu forschen und dringen mit dem Verstand wieder in den Raum des Herzens, um genau dort zu stehen, wo sie am Anfang dieser Reise standen.
Dabei ist die Herzöffnung gar nicht verloren gegangen – sie hat sich einfach nur vertieft.